Die Nordelbische Evangelische Kirche (NEK) befürchtete zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf eine Finanzkrise ungeahnten Ausmaßes zuzusteuern. Man wollte dieser Krise begegnen, indem man den Gemeinden, Diensten und Werken in den nächsten Jahren sehr viel weniger Finanzmittel zuweist. Und diese müssten dann sehen, wie sie damit zurechtkommen. Engagierte Mitglieder der Kirchengemeinden Hamberge, Klein Wesenberg und Zarpen vor den Toren Lübecks waren der Meinung, dass man nicht nur darüber nachdenken muss, welche Arbeitsgebiete eingestellt werden müssen, sondern auch darüber, wie man zusätzliche Einnahmequellen erschließen kann. Sie hatten die Vision, ihre Kirchengemeinden starten einige ungewöhnliche Aktionen, die man einer Kirchengemeinde gar nicht zutraut, um eine Million Euro einzunehmen und sie so anzulegen, dass mit den Zinsen von jährlich ca. 50.000 € die Finanzlöcher geschlossen werden können. Sie schlossen sich deshalb zu einer Aktionsgemeinschaft unter dem Namen KircheAktiv zusammen und führten in den Jahren 2004 bis 2007 gemeinsam die unterschiedlichsten Projekte durch.
So wurde neben anderen Projekten das Konzept einer Pilgerreise über 1.000 Kilometer in die Lutherstadt Wittenberg über Worms, Eisenach und Eisleben in der Zeit vom 16. Juli 2005 bis 6. August 2005 entwickelt. Dabei war es gleichgültig, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die gesamte Strecke oder nur einzelne Etappen mitmachten, ob sie zu Fuß, als Walkerin bzw. Walker, als Läuferin bzw. Läufer oder ob sie per Rad mitkamen, oder ob sie zwischendurch ihre Fortbewegunqsart wechselten, oder ob sie die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer im PKW begleiteten. Auf jeder Etappe unterwegs wurde drei- bis viermal (insgesamt 74 mal) in Ortschaften angehalten, um dort in einem halbstündigen "Event" auf die Situation der Kirchengemeinden aufmerksam zu machen. Jede der 21 Tagesetappen wurde in einer Kirchengemeinde beendet. Auch dort wurde mit einem "Event" auf die Situation der Kirchengemeinden aufmerksam gemacht. Im Zielort Wittenberg angekommen, wurden - dem Vorbild Martin Luthers folgend - einige Thesen an die Tür der Schlosskirche geheftet.
In dem vorliegenden Buch, das 2005 erschien und nun als eBook veröffentlicht wird, stellen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Pilgerreise vor und berichten von ihren positiven und negativen Erlebnissen und Eindrücken; es werden die 21 Tagesetappen mit ihren Besonderheiten beschrieben und die Thesen zitiert, welche unterwegs vielen Menschen vorgestellt wurden, bis sie endlich am Ziel an die Tür der Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg angeheftet werden konnten.
Damit erhalten interessierte Leserinnen und Leser manche Anregung, auch heute mit anderen aus ihrer Kirchengemeinde etwas Ungewöhnliches zu planen und zu unternehmen, um auf die Situation in ihrer Gemeinde aufmerksam zu machen.