Die Geburt eines Genres. "WIR" ist die erste klassische Dystopie. Liest man einen Roman, dessen Handlung in einem totalitären System aus Überwachung und Kontrolle spielt, so ist ein Vergleich immer schnell zu Hand: Der mit Orwells Bestseller 1984. Dieses Meisterwerk aus dem Jahr 1948 ist die Wassermarke, an der die nachfolgenden Romane ihren Tiefgang messen lassen müssen. Bei dem Werk WIR des russischen Autors und Schiffsbauingineurs Jewgenij Samjatin ist dieses anders, denn er folgt 1984 nicht wie die übrigen im sicheren Kielwasser, sondern lotete das Genre schon vor ihm aus – und das um 28 Jahre, auf eine Weise, die sprachlos macht. (dystopscheliteratur.org) Die Handlung spielt sich in ferner Zukunft in einem totalitären »Einheitsstaat« ab. Die gleichgeschalteten Menschen tragen Nummern statt Namen, leben in gläsernen Häusern und führen ein streng reglementiertes Leben. Der vom »Wohltäter« und von den »Wächtern« geführte Staat ist von einer »grünen Mauer« umgeben, hinter der sich das Reich der Waldmenschen und der Natur befindet. Der Held und Ich-Erzähler, D-503, ist Mathematiker und Konstrukteur des Raumschiffs »Integral«, mit dem nun auch die »unendliche Gleichung des Weltalls integriert« werden soll. Als D-503 sich illegalerweise in die geheimnisvolle I–330 verliebt, gerät seine mathematisch geordnete Welt durcheinander. Ein Arzt stellt die Diagnose: »Es steht schlecht um Sie! Bei Ihnen hat sich offenbar eine Seele gebildet«. Aus Liebe zu der Frau, die sich als eine Oppositionelle erweist, willigt er ein, das »Integral«-Projekt zu sabotieren. Der Sabotageversuch scheitert – die »Wächter« von der Staatssicherheit sind vorgewarnt. Tags darauf wird die »grüne Mauer« gesprengt; der Aufstand der Opposition beginnt. Der Held trifft I-330 ein letztes Mal, doch es bleibt offen, ob seine Liebe auf Gegenseitigkeit beruhte oder ob sie ihn nur benutzt hat.
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