Nordatlantik. Das bedeutet Kälte, Sturm, Nebel. Aber dort oben, zwischen Kanada und Grönland, treffen sich Schiffe aus allen Ländern Europas und aus Nordamerika: Fischfänger, Fischverarbeiter. Auf dem Fang- und Verarbeitungsschiff ROS 321 „Anna Seghers“ aus Rostock fährt ein junger Arzt. Es ist seine erste Seefahrt, sein großes Abenteuer. Der Aufbruch kam ziemlich rasch, überraschend sogar für die Frau, die selbst Ärztin ist und die die Seefahrtsträume ihres Mannes nicht so ernst genommen hat. Jetzt beginnt der Arzt einen langen Brief an sie. Er erzählt vom Leben an Bord, von seiner Arbeit, von „Hausbesuchen“ auf stürmischer See, von einer Fahrt nach Kanada mit einem lebensgefährlich verletzten Patienten, von der Kameradschaft der Seeleute. Er will die Frau überzeugen, dass es für ihn richtig und wichtig war, zur See zu fahren. Und dem Autor gelingt es, den Leser zu überzeugen.
LESEPROBE:
„Oho, der Doc! Und die wasserdichten Hosen an! Willst wohl im Graben baden?“
„Dir werd ich: von wegen Graben …“
Ausführlicher erwidere ich die Anspielung nicht; denn obzwar mir das bootsmännliche Mundwerk und zudem eine gewisse Diskrepanz zwischen angekündigten und tatsächlich ausgeführten Handlungen bekannt sind, bewegt mich die Aussicht, in der nächsten Minute zum ersten Mal die JAKOBSLEITER hinab- und ins Schlauchboot übersteigen zu müssen, einigermaßen: Immerhin soll’s vor nicht mal angegrauter Zeit hin und wieder üblich gewesen sein, bei dieser Gelegenheit einem unbeliebten Fahrgast zu einem unfreiwilligen Vollbad im GRABEN, dem variablen Spalt zwischen Schiffshaut und Schlauchbootwulst, zu verhelfen. Brillenträger, wissen Augenzeugen zu berichten, wurden dabei bevorzugt; und ich trag nun mal so ein Ding auf der Nase.
Plötzlich war es so weit. Fast unmerklich hatten wir an Fahrt verloren und schließlich gestoppt. In vielleicht hundert Meter Entfernung schob sich ein Trawler längsschiffs: die ILMENAU - hell erleuchtet. Der Bootsmann und drei Matrosen verschwanden hinter der Reling; zuvor hatten sie das Schlauchboot vollends zu Wasser gebracht.
So, und nun bin ja wohl ich an der Reihe.
„Na, denn man tau!“, sagt Karlheinz. Er friert augenfällig und hat noch was hinter den Stimmbändern; das will heraus; man merkt es ihm an.
„Und für alle Fälle: Wenn ihr nach Grönland müsst oder nach Kanada - dass du mir wiederkommst; du weißt ja …“
Wie reagiert ein staatsbewusster Bürger auf einen so massiven ANWURF? -
LESEPROBE:
„Oho, der Doc! Und die wasserdichten Hosen an! Willst wohl im Graben baden?“
„Dir werd ich: von wegen Graben …“
Ausführlicher erwidere ich die Anspielung nicht; denn obzwar mir das bootsmännliche Mundwerk und zudem eine gewisse Diskrepanz zwischen angekündigten und tatsächlich ausgeführten Handlungen bekannt sind, bewegt mich die Aussicht, in der nächsten Minute zum ersten Mal die JAKOBSLEITER hinab- und ins Schlauchboot übersteigen zu müssen, einigermaßen: Immerhin soll’s vor nicht mal angegrauter Zeit hin und wieder üblich gewesen sein, bei dieser Gelegenheit einem unbeliebten Fahrgast zu einem unfreiwilligen Vollbad im GRABEN, dem variablen Spalt zwischen Schiffshaut und Schlauchbootwulst, zu verhelfen. Brillenträger, wissen Augenzeugen zu berichten, wurden dabei bevorzugt; und ich trag nun mal so ein Ding auf der Nase.
Plötzlich war es so weit. Fast unmerklich hatten wir an Fahrt verloren und schließlich gestoppt. In vielleicht hundert Meter Entfernung schob sich ein Trawler längsschiffs: die ILMENAU - hell erleuchtet. Der Bootsmann und drei Matrosen verschwanden hinter der Reling; zuvor hatten sie das Schlauchboot vollends zu Wasser gebracht.
So, und nun bin ja wohl ich an der Reihe.
„Na, denn man tau!“, sagt Karlheinz. Er friert augenfällig und hat noch was hinter den Stimmbändern; das will heraus; man merkt es ihm an.
„Und für alle Fälle: Wenn ihr nach Grönland müsst oder nach Kanada - dass du mir wiederkommst; du weißt ja …“
Wie reagiert ein staatsbewusster Bürger auf einen so massiven ANWURF? -