Die erste Floßfahrt hatte Robert Sperling notgedrungen allein gewagt. Drei Jahre später wiederholt er während seines Studiums das Abenteuer mit zwei anderen Studenten über Regensburg hinaus bis Wien. Zahlreiche Schwierigkeiten sind in den vier Wochen auf den sechshundert Stromkilometern zu bestehen: ein gefährliches Hochwasser zu Beginn, Ärger mit der Wasserschutzpolizei vor der Steinernen Brücke in Regensburg, eine Nacht im strömenden Regen unter Ponchos in Passau auf harten Parkbänken, Horrorszenen in riesigen Schleusen, gefährliche Stromschnellen, die unangenehmen Folgen einer Besenwirtschaft in der Wachau und schlussendlich in Wien noch ein unversöhnlicher Streit. Doch zumeist sind es beschauliche Tage mit interessanten Naturerlebnissen oder auch schäumende Fahrten durch die Schlögener Schlinge und den Strudengau. Im Gegensatz dazu lässt das KZ Mauthausen die Schrecken der Vergangenheit lebendig werden, und droht der weitere Ausbau der Großschifffahrtsstraße natürliche Feuchtbiotope und deren einzigartige Vogelwelt unwiederbringlich zu zerstören. Die Erzählung folgt der zeitlichen Abfolge der Geschehnisse. Sie kann jedoch zugleich in ihrer Tiefenstruktur der verbindenden Elemente gelesen werden, denn Sperling hält es mit Wilhelm von Humboldt, der ihn wissen lässt, dass die menschlichen Verhältnisse von drei Kräften bestimmt werden: von der Willensfreiheit jedes Einzelnen, von den aufgenötigten Sachzwängen und von den Zufallsereignissen. Sein Abenteuer bestätigt es. Geht es hier doch beispielhaft um wichtige Entscheidungen, um den festgelegten Lauf des Flusses und auf jedem Stromkilometer um unvorhersehbare Überraschungen. So lässt das Zusammenspiel der drei Kräfte die beiden Flussgeschichten zu Metaphern der menschlichen Möglichkeiten und Begrenzungen werden und verleiht auf diese Weise der Lektüre über das vordergründige Geschehen hinaus einen zusätzlichen Reiz.
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