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    Der Tanz von Avignon: Ein Roman über den Maler Hans Holbein d. J.

    Por Renate Krüger

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    Hans Holbein d. Jüngere (geb. um 1497 in Augsburg, gest. 1543 in London) war einer der bedeutendsten deutschen Maler aus der Zeit der Renaissance und des Humanismus, einer nachhaltigen Blütezeit der Kunst. Die Autorin hat aus dem Leben Holbeins jene Jahre ausgewählt, in denen der Maler nach neuen Wegen sucht, nicht nur in seiner Kunst, sondern auch im Alltag. Ein Buch, das eine kulturhistorische Zeitreise durch wichtige europäische Zentren wie Augsburg, Basel, Lyon, Avignon und London anbietet und somit zum Verständnis der Bilder Holbeins auf einprägsame Art beiträgt.

    LESEPROBE:
    Holbein hämmert mit dem Klopfer gegen die Tür. Dumpf kommt das Echo aus dem Innern des Hauses. Nichts rührt sich. Noch einmal lässt er den Klopfer gegen die Tür fallen, dann schreit er: »Elisabeth!«
    Zum ersten Mal nach langer Zeit ruft er wieder ihren Namen. Alles bleibt still.
    Noch einmal:
    »Elisabeth!«
    Nichts rührt sich. Ist das wirklich sein Haus? Holbeins Augen wandern über die Fenster, die Tür, den Trittstein und die Hausmarke — sein Haus! Und doch lässt ihn niemand ein. Wenn er früher an die Tür klopfte, so öffnete sie sich ... Ist es nun nicht mehr sein Haus?
    Nach langem Warten wird in den Fenstern des Obergeschosses ein schwaches Licht sichtbar, eigentlich nur ein Schimmer. Holbein sieht hinauf. Täuscht er sich? Da öffnet sich ein Fensterflügel, wenn auch nur einen Spalt breit, und eine Stimme fragt: »Hans, bist du es?«
    Die Stimme klingt so leise, so heiser und spröde, dass er kaum die Worte verstehen kann.
    »Ja, ich bin es!«
    »Warte einen Augenblick, ich öffne sofort.«
    Holbein nimmt seinen Reisesack auf und starrt auf die Tür. Sie öffnet sich nicht. Elisabeth müsste längst unten sein. Weshalb zögert sie so lange? Noch immer rührt sich nichts. Erst nachdem wieder eine Spanne Zeit vergangen ist, kann er schlurfende Schritte hören, die sich unglaublich langsam der Haustür nähern. Und nun wird der Eichenriegel zurückgeschoben. Als die obere Tür sich öffnet, weicht Holbein entsetzt zurück. Eine Fremde! Das Gesicht einer Greisin, von wirren Haaren eingerahmt, sieht ihn eindringlich an, mager, abgezehrt, nur Haut und Knochen, ein Gesicht, in dem allein die Augen leben. Holbein wagt nicht, in ihren Tiefen zu forschen. Der Reisesack fällt ihm aus der Hand. Achtlos lässt er ihn in einer Pfütze liegen. »Elisabeth?« Seine Stimme ist rau und zersprungen.
    »Ja, Hans, ich bin es. Willst du hereinkommen? Überlege es dir, wir alle sind krank.
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