Es war Ada Brodbeck nicht bewusst, dass sie noch irgendetwas aufspüren könnte, was zugedeckt in ihr schlummerte. Sie dachte, dass sie ihre eigene Geschichte zur Genüge kannte und aufgearbeitet hatte. Zu schreiben begann sie nicht aus einem geplanten Vorhaben heraus, sondern aus einem Impuls. Während des Schreibprozesses verlor sie ihre Stimme, und ihre Glieder wurden wieder bleischwer. So wie damals. Ein Albtraum nach dem anderen beherrschte wieder ihre Nächte. Und doch schrieb sie weiter. Warum? Schreiben war, wie sie selber sagt, die am wenigsten gefährliche Waffe, die sie gegen sich selbst richten konnte. Das Verdrängen hatte ihren Geist müde und ihren Körper krank gemacht. Möglich war das Loslassen und Zu-Papier-Bringen aber nur - das wurde Ada Brodbeck schnell klar - in der dritten Person. Und so gab sie dem Kind, das sie einst war, einen neuen Namen: Hannah. Hannah brachte ihr die nötige Distanz. Hannah, nicht sie selbst, hatte erlebt, was nicht erzählbar ist. Durch Hannah war aussprechbar geworden, was nicht in Worte gefasst werden kann. Und dank Hannah wird für uns lesbar, was undenkbar ist. "Hannah" ist eine ebenso berührende wie aufwühlende Geschichte, erzählt in Worten, denen sich niemand entziehen kann. In den Worten eines Kindes, das in seiner Familie über Jahre seelisch ausgebeutet und sexuell missbraucht wurde.
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