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    Türme am Horizont: Roman über den mittelalterlichen Lübecker Bildschnitzer und Maler Bernt Notke

    Por Renate Krüger

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    Acerca de este libro electrónico

    Jahrhundertelang beherrschte die Hanse den Handel von Brügge bis Nowgorod. Hoch aufragende Kirchtürme begrüßten die Seefahrer in den Städten an der Ostsee. Als der Stern der Hanse zu sinken begann, versuchte man von Lübeck aus, die fern gelegenen Handelsplätze durch kulturelle Einflussnahme an sich zu binden. So verpflichtete der Rat auch den Maler und Münzmeister Bernt Notke (geb. um 1430/40, gest. 1509), dessen Stil tonangebend wurde für die Bildkunst und Plastik der Ostseeländer um 1500. Hauptstrang des Romans ist das Leben des Ich-Erzählers Henning Schnytker, eines Malers aus Wismar, der im Gefolge von Bernt Notke die Hansestädte an der Ostseeküste der Reihe nach kennenlernt. Im Mittelpunkt steht das Gemälde des Totentanzes von Bernt Notke, das für Henning Schnytker zum Schicksal wird. Er bringt ein Fragment der Leinwandrolle nach Reval, dem estnischen Tallinn, und beginnt dort ein neues Leben, unabhängig von den weitausgreifenden Machtinstrumenten Lübecks.
    Der Titel erschien auch in estnischer Sprache.
    LESEPROBE:
    Notke ließ die anderen Maler im Dom zurück und ging mit mir allein zum Hause seines Vetters. Ich genoss diese Vorrangstellung.
    Hier auf dem Domberg wohnte der Adel Revals, der geistliche und der weltliche. Die Häuser standen misstrauisch weit auseinander und glichen kleinen Festungen.
    Das Haus des Domherrn erschien mir ebenso kalt, grau und abweisend wie alle anderen Bauten in Reval. Nur das Portal war schmuckvoll aus Stein gehauen und wirkte freundlich und einladend. Das Eintreten sollte von Schönheit begleitet sein. Wenigstens eine erfreuliche Geste! Am Portal hing ein mächtiger Türklopfer aus Bronze, er hatte die Gestalt eines Löwenkopfes. Notke ließ ihn gegen die Tür fallen, dass sie erzitterte und es im Inneren eben dumpfen Widerhall gab.
    Ein älterer Mann öffnete, und ich wunderte mich nicht darüber, dass sich zunächst nur ein Spalt auftat, aus dem der Mann misstrauisch auf uns blickte und uns längere Zeit groß ansah. Wortlos.
    Auch Notke schwieg eine ganze Weile, ehe er dann mit fester Stimme sagte: »Ich möchte meinen Vetter, den Domherrn Dieterich Wardup, sprechen.« Endlich setzte der Mann im Inneren zu einer Rede an.
    »Wartet einen Augenblick, ich werde den Herrn fragen, ob es sich so verhält, wie Ihr sagt.«
    Ich wunderte mich auch darüber nicht, dass er die Tür wieder ins Schloss fallen ließ. Wir mussten draußen bleiben. Nach kurzer Zeit kehrte er zurück, öffnete beide Flügel und hatte eine freundlichere Miene aufgesetzt.
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