Zwei Ärzte erhalten Gelegenheit, ein halbes Jahr in Guinea und Guiné-Bissau zu verbringen.
Was bedeutet dieser Aufenthalt für sie? Unterstützung eines um seine Freiheit ringenden Landes; Arbeit unter ungewöhnlichen Bedingungen; Begegnungen mit Menschen, die unbeirrbar ihr Ziel verfolgen; Konfrontation mit einer völlig fremden Umwelt; Strapazen und Gefahren?
In diesem Buch verarbeitet Dietmar Beetz Eindrücke seines Afrika-Aufenthaltes. Er erzählt vom Marsch durch die umkämpften Gebiete Guiné-Bissaus, von der medizinischen Arbeit dort, von Bombenangriffen, zerstörten Dörfern, Überfällen und Entführungen durch die Portugiesen, aber auch von Abenden, an denen man zusammensitzt und an denen die alten Märchen wieder lebendig werden.
LESEPROBE:
Und ich schließe die Augen und spüre, wie Sita mein Gesicht, meinen Bart untersucht, vorsichtig die Haut und das Haar betastet, und verspüre dann überhaupt nichts mehr, höre nur noch die Musik, dieses leise, mitunter schwindende, von anderen Sendern bedrängte, dieses wunderbare Konzert.
Und vernehme ein fernes Grollen, denke: Nein, nicht jetzt!
Ein Knacken, nah, und die Musik ist aus, und Klaus, der sich schweigend neben mich gesetzt hat, springt auf, und Sita, gepackt von ihrer Mutter, fängt zu weinen an, und wir alle laufen los, und die Hühner rennen gackernd beiseite, und der Hahn, gestört bei seiner Pflichterfüllung, kräht entrüstet.
Dann stehn wir, geschützt bis zu den Schultern, im abrigo und horchen, und neben mir besänftigt die Mutter ihr Kind, wiegt die zweijährige Sita und summt und schaut dabei immer wieder hoch zu den Kronen, zum Himmel hinter den Lücken im hellgrünen Laub, zu diesen Fetzen noch tiefblauen Himmels.
Als die Bomben detonieren, sagt die Mutter eindringlich, beschwörend „Jacto“. Und sie wiederholt das Wort, schärft es, hämmert es dem Mädchen ein.
„Jacto!“- Sita, Kleine, wirst du je vergessen, wirst du deinen Kindern noch erzählen, wie das war im Wald von Donca, früh am Morgen, als die Bomben fielen? - „Jacto!“
Es war der erste Angriff heute und sicher nicht der letzte; überrascht hätte uns eher, wenn er ausgeblieben wäre. Nur die Zeit ist ungewiss, die Möglichkeit hingegen, die Gefahr stets gegenwärtig, auch uns mittlerweile wieder.
Als sich das Grollen entfernt, verlassen wir den Splittergraben, den neben der Hütte des Kommissars, stützen uns auf den Erdwall und schwingen uns hinauf. Malam reicht seiner Frau die Hand; zuvor hat Klaus ihr Sita abgenommen.
Was bedeutet dieser Aufenthalt für sie? Unterstützung eines um seine Freiheit ringenden Landes; Arbeit unter ungewöhnlichen Bedingungen; Begegnungen mit Menschen, die unbeirrbar ihr Ziel verfolgen; Konfrontation mit einer völlig fremden Umwelt; Strapazen und Gefahren?
In diesem Buch verarbeitet Dietmar Beetz Eindrücke seines Afrika-Aufenthaltes. Er erzählt vom Marsch durch die umkämpften Gebiete Guiné-Bissaus, von der medizinischen Arbeit dort, von Bombenangriffen, zerstörten Dörfern, Überfällen und Entführungen durch die Portugiesen, aber auch von Abenden, an denen man zusammensitzt und an denen die alten Märchen wieder lebendig werden.
LESEPROBE:
Und ich schließe die Augen und spüre, wie Sita mein Gesicht, meinen Bart untersucht, vorsichtig die Haut und das Haar betastet, und verspüre dann überhaupt nichts mehr, höre nur noch die Musik, dieses leise, mitunter schwindende, von anderen Sendern bedrängte, dieses wunderbare Konzert.
Und vernehme ein fernes Grollen, denke: Nein, nicht jetzt!
Ein Knacken, nah, und die Musik ist aus, und Klaus, der sich schweigend neben mich gesetzt hat, springt auf, und Sita, gepackt von ihrer Mutter, fängt zu weinen an, und wir alle laufen los, und die Hühner rennen gackernd beiseite, und der Hahn, gestört bei seiner Pflichterfüllung, kräht entrüstet.
Dann stehn wir, geschützt bis zu den Schultern, im abrigo und horchen, und neben mir besänftigt die Mutter ihr Kind, wiegt die zweijährige Sita und summt und schaut dabei immer wieder hoch zu den Kronen, zum Himmel hinter den Lücken im hellgrünen Laub, zu diesen Fetzen noch tiefblauen Himmels.
Als die Bomben detonieren, sagt die Mutter eindringlich, beschwörend „Jacto“. Und sie wiederholt das Wort, schärft es, hämmert es dem Mädchen ein.
„Jacto!“- Sita, Kleine, wirst du je vergessen, wirst du deinen Kindern noch erzählen, wie das war im Wald von Donca, früh am Morgen, als die Bomben fielen? - „Jacto!“
Es war der erste Angriff heute und sicher nicht der letzte; überrascht hätte uns eher, wenn er ausgeblieben wäre. Nur die Zeit ist ungewiss, die Möglichkeit hingegen, die Gefahr stets gegenwärtig, auch uns mittlerweile wieder.
Als sich das Grollen entfernt, verlassen wir den Splittergraben, den neben der Hütte des Kommissars, stützen uns auf den Erdwall und schwingen uns hinauf. Malam reicht seiner Frau die Hand; zuvor hat Klaus ihr Sita abgenommen.